
Franziska Schuster: "Das Hauptziel ist Rom"
Franziska Schuster blickt im Interview auf eine lange und erfolgreiche Saison zurück. Im kommenden Jahr will die junge Hürdenspezialistin den nächsten Schritt machen.
Franzi, du bist bereits seit einigen Wochen wieder im Aufbautraining für die kommende Saison. Wie geht es dir und wie läuft das Training an?
Genau, wir haben mit dem Aufbau in der ersten Oktoberwoche angefangen und es läuft richtig gut. In den ersten drei Wochen haben wir hauptsächlich viel Kraft gemacht, da hatten wir vier Mal die Woche Krafttraining und an manchen Tagen bei der Krafteinheit dann noch ein bisschen was hürdenspezifisches dabei. Jetzt hatten wir eine Woche Trainingspause, oder "Off-Woche", und jetzt wird das Training immer spezifischer. Ich merke auch, dass es echt anschlägt, ich langsam richtig Power bekomme und, dass ich mich immer stabiler fühle. Das läuft alles soweit sehr gut.
Ihr habt mit Stefan Volzer einen weiteren Top-Hürdensprinter in die Gruppe bekommen. Wie wichtig ist diese Leistungsstärke und Dynamik in der Gruppe für dich?
Es ist auf jeden Fall noch ein höheres Leistungsniveau im Training. Klar, jetzt machen wir noch nicht so viel an der Hürde, deswegen hat man davon jetzt erstmal noch nicht so viel gemerkt, weil jetzt gerade erstmal die "Schrubbwochen" (anstrengende Wochen) sind, wo wir gerade alle genau das Gleiche machen und alle ungefähr auf dem gleichen Stand sind. Ich merke aber jetzt, je mehr wir an den Hürden machen, dass auf jeden Fall mehr Leistungsniveau in der Gruppe ist. Die Dynamik bei uns in der Gruppe ist richtig gut, es hilft sehr, dass man viele in der Gruppe hat, die ähnliche Ziele und ungefähr das gleiche Niveau haben. Das ist sehr gut bei uns und da hilft Stefan auch weiter, vor allem für Tim (Eikermann), dass man noch einen weiteren männlichen Hürdensprinter auf einem guten Leistungsniveau hat. Das merkt man sofort, dass das Tim und somit auch uns weiterhilft.
Blicken wir nochmal auf die vergangene Saison zurück. Du wurdest Sechste bei der Hallen-DM in Dortmund. Wie zufrieden warst du mit der Hallensaison?
Mit der Hallensaison war ich dieses Jahr nicht zufrieden. Die Hallensaison davor, also 2022, war auch schon nicht gerade gut. Aber, als ich dann draußen gerannt bin und gemerkt habe, dass ich immer erst ab der fünften Hürde komme, macht es natürlich auch Sinn, dass die Halle nicht so gut läuft, weil es da eben nur fünf Hürden gibt. Es ist natürlich trotzdem nicht schön, nicht so gut in der Halle zu laufen, aber ich gehe dieses Jahr jetzt sehr entspannt rein, weil ich einfach weiß, dass meine Stärken erst nach den ersten fünf Hürden kommen. Ich versuche mich jetzt in der Halle nur auf mich zu konzentrieren, auf den ersten fünf Hürden viel besser und aggressiver zu werden und dann kann es draußen auch nur besser werden. Eine PB würde ich in der Halle schon gerne laufen, aber die Platzierung ist mir egal, weil es wichtiger ist, dass ich draußen wieder meine Stärken zeige.
Im Sommer folgte ein Highlight dem nächsten: der Titel bei der U23-DM, Deutsche Meisterin der Aktiven und dann noch Platz vier bei der U23-EM in Espoo. Ein nahezu perfektes Jahr, oder?
Es war auf jeden Fall eine sehr sehr gute Outdoor-Season dieses Jahr. Klar, es war alles sehr geballt, die drei Hauptwettkämpfe waren direkt innerhalb von drei Wochen. Aber irgendwie war das auch ganz cool, dass ich mich da jede Woche einfach gesteigert habe und mich immer wieder neu konzentriert habe. Also eigentlich war es echt geil, diese drei Wochen in Folge zu haben, ich weiß nicht, ob es anders besser gelaufen wäre. Ich denke, so war es auch für die U23-EM am besten: erstmal die Norm abhaken, dann eine schnelle Zeit hinlegen, mit dem Titel hinreisen und merken "okay, ich bin wirklich gut drauf". Ich würde schon sagen, es ist ein nahezu perfektes Jahr gewesen, vor allem mit dem Abschluss beim ISTAF, nochmal die 13,11sek zu rennen, war schon sehr gut auf jeden Fall. Beim ISTAF wäre ich schon gerne noch schneller gerannt, aber es ist auch vollkommen okay, dass es nicht geklappt hat.
Mit deiner neuen Bestzeit von 13,11sek bist du der nächsten Schallmauer bereits nahegekommen. Ein klares Ziel für die kommende Saison, diese zu durchbrechen und die 12 vor dem Komma zu sehen?
Es ist auf jeden Fall das Ziel für das kommende Jahr, unter 13 Sekunden zu kommen. Es ist schon das Hauptziel, dass da eine 12er Zeit am Ende der Saison steht, am besten natürlich schon möglichst früh.
Im kommenden Jahr stehen viele internationale Highlights an. Worauf schielst du in der kommenden Saison?
In der Halle will ich mich, wie gesagt, einfach mal auf mich konzentrieren und aggressiver werden bei den ersten fünf Hürden, sodass es draußen dann besser werden kann. Wir schauen dann auf jeden Fall nach Rom, also zur EM. Die ist halt sehr früh angesetzt, aber es ist machbar. Wir hatten überlegt, früh Wettkämpfe im Ausland zu machen, also in Spanien und so, wo es einfach viel früher warm ist. Was dann kommt, wird man sehen, ich will auf jeden Fall meinen DM-Titel verteidigen. Und wenn alles traumhaft läuft, besteht die ganz ganz kleine Chance auf Paris (Olympia). Das habe ich im Hinterkopf, aber das Hauptziel ist Rom.
Wir wünschen dir eine erfolgreiche und gesunde Saison 2024!