Happy End in Sindelfingen für Luke Zenker
Die U-20-Hallen-DM entwickelt sich für den Stabhochspringer zum Drama – am Ende steht er mit dem Titel und der Gewissheit da, sich zumindest nicht schwer verletzt zu haben.
Zwei Tage nach dem nervenaufreibenden Stabhochsprung-Drama von Sindelfingen war der Leverkusener Trainer Marvin Caspari noch immer ganz aufgewühlt – und schwer damit beschäftig, MRT-Termine für seine Athleten zu besorgen. Denn die Wettbewerbe bei den deutschen Hallen-Meisterschaften der U 20 endeten für seine Trainingsgruppe zwar mit einem Titel für Luke Zenker, aber eben auch mit zwei Verletzten.
Zenker war bei seinem Sprung über 4,90 Meter zu weit seitlich geraten und bei der Landung zwischen zwei Mattenteile gerutscht. Dabei verletzte er sich die Schulter, konnte den Wettkampf aber nach einem medizinischen Check beenden. Ein anschließender Besuch im Krankenhaus ergab, dass keine schwerwiegende Verletzung vorliegt. Genaueres soll nun aber noch durch ein MRT geklärt werden. Der 19-Jährige hat einen Startplatz bei den deutschen Hallen-Meisterschaften der Erwachsenen am kommenden Wochenende in Leipzig erhalten, dort will ihn sein Coach aber nur starten und Erfahrungen sammeln lassen, wenn die Schulter wirklich nicht weiter lädiert ist.
Am zweiten Tag der Titelkämpfe zog sich dann Zenkers Trainingskollegin Lotte Torbohm gleich im ersten Versuch ebenfalls eine Verletzung zu, und Caspari verbrachte wieder einige Stunden im Krankenhaus. Torbohm war mit den Füßen auf der Latte gelandet und umgeknickt. Auch bei ihr sind glücklicherweise alle Knochen heil geblieben, es besteht aber der Verdacht auf Bänderriss.
Und dabei war allein der Wettbewerb der männlichen U 20 am Samstag ein wahrer Nervenkrieg gewesen. Als er beendet war, wurde Zenker zunächst als Vizemeister in den Ergebnissen geführt. Erst über eine Stunde nach dem Wettbewerb erschien der Leverkusener schließlich als Sieger in den Listen. „In dem Moment ist Luke in Tränen ausgebrochen, er war so erlöst, das war alles enorm emotional“, erzählt Caspari.
Der Hintergrund: Der Dortmunder Till Marburger hatte die 4,90 Meter im ersten Versuch zwar sicher überflogen, sein Stab war anschließend jedoch mit solcher Wucht gegen den Ständer geprallt, dass die Latte doch noch viel. Nun gab es viel Getöse auf den Rängen, das Regelwerk, wonach auch ein solches Pech einen ungültigen Versuch verursachen kann, war nicht allen bekannt. „Die Dortmunder Trainer sind auf der Tribüne ziemlich eskaliert“, erzählt Caspari.
Das Resultat unverständlich: Marburger versuchte sich noch zweimal an 4,90 Metern, scheiterte aber. Trotzdem durfte er unter Vorbehalt weiterspringen und kam bis 5,10 Meter. Zenker schaffte nach seiner missglückten Landung und der Behandlung durch das Ärzteteam keinen gültigen Versuch mehr, es blieb für ihn bei 5,05 Metern.
„Dann begann das große Bangen“, berichtet Caspari. Er selbst habe auf einen Gegen-Protest verzichtet, man wollte das Ergebnis akzeptieren, wie auch immer es ausfiel. Als Zenker schließlich zum Meister erklärt wurde, war die Freude groß. Auch bei U-18-Athlet Hendrik Müller, der mit seinen 4,90 Metern noch auf Platz drei vorrückte. Till Marburger wurde letztlich mit 4,80 Metern Fünfter.
Foto: Gladys Chai von der Laage (Luke Zenker)