Marie Dehning verpasst WM-Ticket trotz PB
Die U-20-Athletin liefert einen bravourösen Siebenkampf, muss sich am Ende aber mit Platz drei zufriedengeben.
Liegen und atmen. Mehr geht gerade nicht mehr. Über 800 Meter hat Marie Dehning die allerletzten Energiereserven aus sich herausgequetscht, jetzt liegt sie auf ihrer Heimbahn in Leverkusen hinter der Ziellinie und flutet ihre Lungen so gut es geht mit Luft. Zwei überaus anstrengende Tage liegen hinter der 19 Jahre alten Bayer-Siebenkämpferin und sie ahnt wohl schon, dass es ganz knapp nicht gereicht hat zum Ticket für die U20-WM im kolumbianischen Cali.
Vier Sekunden – mit dieser Hypothek war Dehning am Sonntag in den abschließenden 800-Meter-Lauf gegangen. Vier Sekunden schneller als Serina Riedel aus Zeulenroda musste die Bayer-Siebenkämpferin rennen, um beim WM-Qualifikations-Mehrkampf noch Zweite zu werden und eines der nur zwei Tickets für deutsche Siebenkämpferinnen zum Saisonhöhepunkt zu ergattern. Sandrina Sprengel von der LG Steinlach-Zollern hatte sich schon vor den 800 Metern an der Spitze mit gut 200 Punkten Vorsprung abgesetzt.
Dehning zeigte dann von Beginn an, dass sie willens war, den nötigen Vorsprung herauszulaufen. Sie hatte am ersten Tag eine persönliche Kugelstoß-Bestleistung (13,05 Meter) und am zweiten einen Hausrekord mit dem Speer (51,99 Meter) geschafft, jetzt wollte sie dieses Ticket. Wollte nach Bronze bei der U20-EM im vergangenen Jahr wieder die Möglichkeit bekommen, internationale Wettkampfluft zu schnuppern. Der Abstand zu Serina Riedel wurde größer und größer. Doch am Ende hielt die Konkurrentin ganz stark dagegen und kam schließlich nur etwas mehr als zwei Sekunden nach Dehning ins Ziel.
25 Punkte fehlten Marie Dehning schließlich zum zweiten Platz und der ersehnten Fahrkarte. „Sie hat das ganz stark gemacht, das war einfach Pech“, sagte TSV-Geschäftsführer Björn Elberding. Ernsthaft betrübt wollte er nicht sein. „Sie ist noch so jung, sie hat noch so viel vor sich.“ Und im vergangenen Jahr viel hinter sich: Dehning war im Spätsommer mit ihrem jüngeren Bruder Max, einem talentierten Speerwerfer, nach Leverkusen gewechselt. Neue Schule, neue Wohnung ohne die Eltern, neues Trainingsumfeld. Dazu das Abitur vor der Brust und im Winter eine leichte Verletzung, die eine Hallensaison verhinderte. Und trotz alledem verbesserte sie ihre PB am Wochenende um knapp 100 auf 5.870 Punkte. Siegerin Sandrina Sprengel kam auf 6.015 und Serina Riedel auf 5.894 Punkte.
„Mit der Punktzahl können wir sehr, sehr zufrieden sein“, sagte Dehnings Coach Björn Lippa: „Aber die deutsche Spitze in diesem Jahrgang ist einfach ungewöhnlich gut.“ Nach einer kleinen Pause stehen für Dehning nun Ende August noch die deutschen U-20-Mehrkampfmeisterschaften auf dem Programm. Und dann gilt es, Kräfte zu sammeln für ihr erstes U23-Jahr. Das wartet mit einer EM als Saisonhöhepunkt – und dort gibt es wieder drei deutsche Startplätze.
Die Ergebnisse:
https://ergebnisse.leichtathletik.de/Competitions/Details/7403/1
Foto: TSV Bayer 04 Leverkusen