Neuzugang im Interview: Stefan Volzer
Der Hürdensprinter schließt sich der starken Gruppe von Frank Bartschat an und will nach einer schwierigen Saison zurück in die Erfolgsspur finden. Mit Tim Eikermann bildet er ein Trainingsgespann.
Stefan, erstmal herzlich willkommen beim TSV Bayer 04 Leverkusen! Wie sind deine ersten Eindrücke von der Anlage und deiner neuen Trainingsgruppe?
Vielen Dank! Die Anlage ist wirklich top. Also ich muss sagen, ich hatte in Stuttgart natürlich schon sehr gute Bedingungen, aber hier ist das auf jeden Fall auch alles sehr dicht beieinander, mit dem Stadion, der Halle und allem. Von daher top Trainingsbedingungen, das ist alles sehr sehr gut. Und die neue Trainingsgruppe ist mega cool. Ich kannte die meisten ja schon vorher, aber die haben mich sehr gut aufgenommen und es macht auf jeden Fall sehr sehr viel Spaß.
Mit Tim Eikermann hast du nun einen langjährigen Kollegen und Konkurrenten in deiner Trainingsgruppe. Wie sehr pusht es euch, nun fast täglich zusammen zu trainieren?
Das ist mega gut. Tim und ich kennen uns mittlerweile seit, ich glaube, sechseinhalb Jahren, verstehen uns auch schon immer sehr gut und können uns unglaublich gut pushen. Das haben wir auf jeden Fall in den ersten Wochen direkt schon gemerkt. Es ist einfach was anderes, ich war jetzt die letzten Jahre viel alleine eher, er ja auch. Deswegen macht so ein Konkurrent auf Augenhöhe echt viel aus. Gefühlt bei jedem Lauf, bei jeder Übung im Kraftraum motivieren wir uns gegenseitig nochmal, das macht schon sehr viel aus.
Es steht aktuell erstmal das klassische Aufbautraining an. Wie verliefen die ersten Trainingswochen für dich? Wie ist die Verbindung zu deinem neuen Trainer Frank Bartschat?
Genau, wir sind jetzt gerade mit dem zweiten Aufbaublock durch. Es läuft soweit echt gut, ich bin sehr zufrieden soweit. Das wichtigste ist, dass der Körper hält, das war bei mir die letzten Jahre immer so eine Sache. Aber aktuell wirklich "Fingers crossed", dass das auch so bleibt. Es ist sehr viel Neues, da muss ich mich erstmal dran gewöhnen. Es ist auch für den Kopf fordernd, aber es sind neue Reize und ich glaube, die sind sehr wichtig. Von daher läuft es sehr gut. Frank kenne ich mittlerweile seit über acht Jahren. Der hatte damals bei der U16-DM Max March trainiert. Der hatte vor mir gewonnen, ich bin da Zweiter geworden, hatte da einen kleinen Fehler an der letzten Hürde. Von daher kenne ich ihn schon super lange, da haben sich die Wege immer wieder gekreuzt. Er ist auch super gut und eng mit Marlon (Marlon Odom, Stefans ehemaliger Trainer), was natürlich für mich auch ausschlaggebend war, den Wechsel zu machen.
Du hast zeitweise auch in Amerika gelebt und trainiert. Was sind die größten Unterschiede zum sportlichen Alltag in Deutschland?
Genau, ich war zwei Mal drei Monate für die Vorbereitung drüben und jetzt im Sommer sechs Wochen. Ich glaube, der größte Unterschied ist einfach die Mentalität drüben. Einfach, weil der Sport einen anderen Stellenwert hat. Ich war bei einem "Highschool-Meet", da waren mehrere tausend Leute zuschauen. Das ist einfach auch für viele Highschooler ein Weg, um dann ins College zu kommen und da muss man Vollgas geben, um später Profi zu werden und einen Vertrag zu bekommen. Die Leute sind viel mehr mit der Leichtathletik verbunden, würde ich sagen. Es gibt eine deutlich größere Begeisterung. Deswegen ist auf jeden Fall "Track", wie es da drüben heißt, ein Lifestyle und hat da eine andere Bedeutung, als es hier der Fall ist. Das war schon sehr spannend zu sehen.
Blicken wir einmal zurück: Deine diesjährige Saison war für Dich nach eigener Aussage eine Saison zum Vergessen. Zuletzt wurdest du noch aus dem Bundeskader gestrichen. Erzähl uns, wie das Jahr aus deiner Sicht verlief.
Auf und ab beschreibt das Jahr ganz gut. Ich war Ende September bis Weihnachten in den USA zur Vorbereitung, war eigentlich so fit, wie noch nie und hatte mich gefreut auf die Hallensaison. Und dann, drei Tage vor dem ersten Hallenwettkampf hatte ich plötzlich Rückenschmerzen. Ich musste den Wettkampf absagen, war dann ein paar Tage später beim Arzt und da hat man festgestellt, dass ich ein Ödem im Rücken hab, im fünften Lendenwirbel. Und dann musste ich erstmal die Hallensaison abbrechen. Das hat natürlich sehr geschmerzt, ich bin seit 2020 keine Hallensaison mehr gelaufen, von daher hatte ich mich schon gefreut, dass ich mal wieder Halle laufen kann. Dann hat sich es mit dem Rücken leider noch sehr lange herausgezögert, also bis Mitte März, bis ich dann wieder halbwegs belasten konnte. Ich bin dann nach zwei, drei Wochen Vorbereitung in Deutschland in die USA geflogen, hab dort nochmal sechs Wochen Vorbereitung mit meinem Trainer Marlon gemacht und bin dann zurückgekommen, natürlich mit sehr wenig Vorbereitung. Sechs Wochen ist einfach nicht viel, vor allem, weil in den zwei, drei Monaten, wo ich pausieren musste, echt viel verloren gegangen ist. Dementsprechend waren die ersten Wettkämpfe dann ein bisschen zum Vergessen, da lief noch nicht viel zusammen. Dann hat es bei den Süddeutschen in Ulm ein bisschen Klick gemacht, da bin ich dann besser ins Laufen gekommen. Und dann bei den Deutschen hatte ich einen soliden Vorlauf und bin im Finale eigentlich ganz gut unterwegs gewesen. Leider bin ich dann hängengeblieben, gestürzt und habe mir beim Sturz eine Verletzung an der Hand zugezogen, die dann noch operativ behandelt werden musste. Dementsprechend war dann die Saison nach den Deutschen für mich vorbei, ich hatte kaum Wettkämpfe gemacht und bin dann ausm Bundeskader rausgeflogen. Es war dieses Jahr einfach wirklich sehr viel Pech mit Verletzungen und allem. War super ärgerlich, aber ich glaube, ich habe da jetzt viel draus gelernt und muss schauen, dass ich nächstes Jahr voll attackiere. Und dann glaube ich, dass ich nächstes Jahr auf jeden Fall deutlich besser laufen kann, wenn ich fit bleibe. Das ist Nummer eins für mich jetzt, fit durchkommen, weil das einfach super viel ausmacht.
In der Jugend hast du bereits viel internationale Erfahrung sammeln können. In der kommenden Saison stehen bei den Aktiven einige Highlights an. Was sind deine Zielstellungen für die Saison 2024?
Ich will jetzt erstmal eine solide Hallensaison machen, Highlight wäre natürlich, wenn man die WM mitnehmen kann. Und dann das große Highlight für draußen ist auf jeden Fall für uns erstmal die EM in Rom. Das ist das ganz große Ziel. Man schielt natürlich auf Paris (Olympia) noch ein bisschen, wenn man ganz realistisch ist, ist es aber natürlich ein großes Ziel, wenn ich ehrlich bin. Ich will jetzt aber auch nicht sagen, das ist gar keine Option, das Hintertürchen lasse ich mir offen. Das wäre natürlich ein Traum, der in Erfüllung geht. Aber jetzt liegt der ganz große Fokus erstmal auf der EM in Rom.
Wir wünschen dir eine erfolgreiche und gesunde Saison 2024!